logo

Prävention sexualisierter Gewalt im KSH

Sexuelle Übergriffe im Sport – ein heikles Thema mit schwimmenden Grenzen, oft schwer vermittelbar und für Betroffene manchmal auch gar nicht in Worte zu fassen. Und gerade deswegen so wichtig. Gut, dass auch der KSH jetzt eine PSG-Beauftragte hat. Im Gespräch erklärt Julia Weiß (32), was es damit auf sich hat.

 

Julia, Du bist unsere PSG-Beauftragte. Was bedeutet das?

PSG steht für Prävention von und Intervention bei sexualisierter Gewalt. Es gab und gibt genug Fälle, die nicht frühzeitig aufgeklärt oder gemeldet wurden. Deswegen hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über ihre Mitgliederverbände alle Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dazu verpflichtet, einen Ansprechpartner zu stellen. Für uns hat die Hamburger Sportjugend die Richtlilien erläutert und uns in Bezug auf Prävention und Aufklärung geschult. Und die betrifft natürlich nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern jedes einzelne Vereinsmitglied.

Warum ist das für uns als Verein so wichtig?

Wir sind ja ein sehr kleiner Verein, in dem fast jeder mit jedem Kontakt hat. Und das Thema Sexualität und Übergriffigkeit macht verletzlich. Umso wichtiger, dass wir Position beziehen und einen geschützten Rahmen schaffen, der zeigt, wie wir miteinander umgehen wollen. Damit wir eine gute Gemeinschaft sind, in der sich jeder wohlfühlt und sich auch traut, etwas zu sagen. Und der andere die Chance hat, über die Situation nachzudenken. Das macht ein echtes Miteinander aus und das wollen wir ja im KSH. Gerade auch, weil bei uns so viel freiwillig geleistet wird. Wenn wir auf die Art bewusster in Kontakt gehen und in Kontakt bleiben, ist das eine Chance, den Blick für unsere Umwelt zu erweitern - ganz unabhängig vom Sport.

Im Sport wird ja berührt, Z.B. bei Einweisungen, beim Kajak justieren. Wo ist die Grenze? Wo fängt sexuelle Übergriffigkeit an?

Intimsphäre und persönliche Schamgrenzen sind sehr unterschiedlich und individuell. Deswegen ist es so wesentlich, dass jeder sich jederzeit trauen kann, Unsicherheiten anzusprechen. Und für Trainer ist es wichtig, das Machtgefälle im Blick zu haben. Konkret heißt dass, auch selbst nachzufragen, ob man Grenzen bei seinem Gegenüber berührt. Aber auch ganz offen zu sagen, wo eigene Grenzen liegen. Das ist nicht einfach und geht auch manchmal nicht sofort. Man muss erstmal die Worte dafür finden, was da in einem vorgeht. Schön wäre natürlich, wenn sich jeder bei uns im Verein so gut aufgehoben fühlt, dass er oder sie die Situation im direkten Kontakt klären kann. Das ist aber natürlich ein Ideal. Und wo das nicht möglich ist, oder es einer Vermittlung bedarf, bin ich da.

Was hast Du für einen Hintergrund?

Ich bin gelernte Erzieherin und arbeite in einer psychiatrischen Mutter-Kind-Einrichtung. Dort habe ich viel mit Kindern und Erwachsenen zu tun, die Übergriffigkeit erlebt haben. Ich sehe immer wieder, wie sehr es daran krankt, dass man sich dem Gegenüber nicht mitteilen kann, dass man nicht klar sagen kann: Das möchte ich nicht. Weil es eben keinen Schutzraum gibt, weil man die eigenen Grenzen vielleicht auch nicht so wahrnimmt, keine Worte findet oder auch sich nicht zutraut, die Verantwortung für sich und die Situation zu übernehmen.

Hast Du für den KSH eine spezielle Schulung gemacht?

Ich hatte im Mai 2022 eine mehrstündige Weiterbildung bei Martin Zietlow von der Deutschen Sportjugend und dem Hamburger Kanuverband. Besonders gefreut hat mich, dass ich dort nicht alleine saß, sondern dass ganz viele Vereinsmitglieder die Chance genutzt haben, sich für die Thematik zu sensibilisieren. Wir haben viel über die Möglichkeiten gesprochen, sich selbst zu schützen, aber auch über die Hintergründe, um ein Schutzkonzept für den Verein aufzubauen. Darum kümmert sich mit mir zusammen Volker Knief. Als erste Maßnahme haben wir zum Beispiel die Notfallnummer von Zündfunke e.V. in den Toiletten ausgehängt, falls man sich lieber anonym melden möchte. Die stehen uns auch als Fachstelle beratend und unterstützend zur Seite. Und wer Interesse an einer Fortbildung hat, kann sich gerne an Martin Zietlow (040-7375560, montags 16-18 Uhr) wenden - er bietet regelmäßige PSG-Kurse an.

Wie kann man Dich erreichen?

Ich bin persönlich, telefonisch, schriftlich erreichbar. Eine Mailadresse und Telefonnummer sind noch in Planung und werden bald auf unsere Website bekannt gegeben.

(Interview: Britta/ Fotos: Julia/Britta)

© 2024 Kanusport Harburg e.V. von 1953
Joomla! 3.10.11/ Template Design by vonfio.de
tml> tml>